Seit Beginn der Zeit hat der Mensch seinen unmittelbaren Raum gestaltet. Betrachten wir zu Beginn die Höhlenmalerei der Urzeit (z.B. die Wandmalerei in den Höhlen von Lascaux) oder die Gestaltung der Grabkapellen der alten Ägypter. Immer diente die Malerei der Gestaltung des Lebensraumes, und seine Motive hatten fast immer eine religiöse oder zeremonielle Bedeutung.
Die Paläste der Antike waren in erster Linie mit Wandbildern ausgestattet, die den Ruhm der Herrscherhäuser zum Ausdruck bringen solltenMotive großer kriegerischer Erfolge und unterworfener Feinde wurden hier bildnerisch festgehalten. Die eher dekorative Raumgestaltung diente der Ausschmückung der Häuser von hohen Beamten und zeigte vorwiegend geometrische und pflanzliche Motive.
In der Antike leistete sich im griechischen wie auch im römischen Reich fast jeder Hausbesitzer höheren Standes die künstlerische Ausgestaltung seines Wohnbereiches. Die schönsten Beispiele findet man hier in den Ausgrabungsstätten um den Vesuv in Herculaneum und Pompeji.Ausmalungen in pompejanischem Stil sind immer noch ein Synonym für große Prächtigkeit und üppige Innenausstattung.
In der Romanik erlebte die Wandmalerei durch die Christianisierung einen großen Aufschwung; so wurden Kirchen und Klöster mit biblischen Darstellungen des Evangeliums ausgestattet. In den Burgen überwogen meist weltliche Sujets.
Mit Anfang der Gotik begann der Siegeszug des Freskos- hier sind besonders die Wandgemälde von Giotto di Bondone zu erwähnen. Die Raumgestaltung der Renaissance wurde bestimmt durch prächtigste Wandmalerei und Innenraumgestaltungen. Die Sujets stammen hier meist aus der Antike und zeigen entweder mythologische Allegorien und Götter, oder sie beziehen ihre Bildsprache aus der Bibel; dann überwiegen religiöse Szenen und Darstellungen aus dem Leben der Heiligen.
Viele Bildmotive dienen in erster Linie der Betonung des Reichtums und der Macht des Adels (Sandro Botticelli war der große Wandmaler der Medici´s), aber auch vermögende Kaufleute der Epoche begannen Künstler mit kunstvollen Ausschmückungen ihrer Häuser zu beauftragen .
Als Höhepunkt der Malerei in Frescotechnik sind auf jeden Fall die Wand- und Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle durch Michelangelo anzusehen.
Im Barock nahm die Bedeutung von Wandmalerei und prächtigen Konzeptionen für Innenräume abermals zu; hier besonders in der Form der Deckenmalerei. Ein herausragendes Beispiel barocker Gestaltungslust ist das Gemälde im Treppenhaus der Würzburger Residenz durch Tiepolo.
Besonders die Deckenmalereien in Kirchen mit ihren Kuppelfresken vermittelten dem gläubigen Besucher die Illusion, „einen Blick in den Himmel zu erhaschen“ (hier besonders zu erwähnen die Kirchengestaltung der Gebrüder Asam) und sind sicherlich eine der großen künstlerischen Bilderfindungen dieser Epoche.
Die Wand und Deckenmalerei des Barock und Rokoko dienten in erster Linie dazu, den Betrachter ganz in den Bann religiöser Darstellungen zu ziehen oder durch die Darstellung absolutistischer Macht zu beeindrucken. Im privaten Bereich wurden in erster Linie erotische Darstellungen bevorzugt und bei Künstlern wie Boucher und Fragonard in Auftrag gegeben.
In der folgenden Zeit des Empires und Klassizismus ist die Innenausstattung und Wandmalerei immer noch eng miteinander verbunden. Allerdings verlagert sich der Schwerpunkt der Bildmotive auf einfache Muster, und die Bildsujets sind der Renaissance verhaftet. Ornament und Borden mit klassischen Motiven der Antike erfreuen sich großer Beliebtheit, und jetzt beginnt der Siegeszug der Tapete.
Die Herstellung von Bildmotiven mit Hilfe des Holzdruckes, ermöglicht den großbürgerlichen Haushalten den Erwerb von Panoramatapeten. Die sogenannten: „Papier Peint Panoramique“ oder im Deutschen: „Bildtapete“ halten ihren Siegeszug in die Salons; besonders zu erwähnen ist hierbei die Manufacture Zuber & Cie mit ihren außergewöhnlich reichhaltigen Motiven.
Im Zeitraum vom Biedermeier über den Jugendstil bis hin zur Gründerzeit prägen immer wieder herausragende Künstler die Gestaltung von Räumen. Wandmalerei ist dabei immer noch ein großes Thema, ob nun die elegant reduzierten Innenräume von K.F. Schinkel, die überladenen Räume eines Hans Markart oder die klaren Linien eines Charles Mackintosh. Ein jeder ist „Kind seiner Zeit“ und hat stilistisch und mit ausgesuchtem Geschmack Raumkonzepte und Wandgestaltungen entworfen.
Nach dem Jugendstil verlor das Thema Wandmalerei in der Innenarchitektur leider an Bedeutung.
In den 1920er und 1930er Jahren erlebte die Thematik der Wandgestaltung durch Malerei einen erneuten Höhepunkt.
Die Motive wurden politisch und dienten jetzt überwiegend der Darstellung ideologischer Ideen. Dabei bedienten sich alle Strömungen der Wandgemälde als Ausdrucksfläche. Hier verdient der mexikanische Künstler Diego Rivera mit seinen unverkennbaren „Murales“ besondere Beachtung. Seine politischen Bilder, die dem Marxismus verpflichtet sind, zieren Wände in Mexiko und den Vereinigten Staaten (Rockefeller Center).
Alle politischen Parteien dieser Zeit benutzen Wandgestaltung im öffentlichen Raum als Werbefläche für ihre Ideen und politischen Ansichten; ob nun sozialistischer Realismus in Betriebskantinen, bildgewaltiger Aufruf zum Freiheitskampf in Spanien oder monumentale Baugestaltung im nationalsozialistischen Deutschland. Die Wandmalerei dieser Epoche wird in erster Linie für Propaganda genutzt.
In den 1940er Jahren überwiegen dann Werbebotschaften als Bildmotiv in der Wandmalerei. Große Firmen bedienen sich der kreativen Wandgestaltung, um auf sich und ihre Produkte aufmerksam zu machen.
Hollywood errichtet am Time-Square meterhohe Werbetafeln, um seine Filme zu bewerben. Die Wände und Tafeln werden noch von Künstlern in Airbrush-Technik und von Hand bemalt. Das gesprühte Bild (Mural) einer über 6 Meter hohen Marilyn Monroe, deren Kleid in die Höhe fliegt, sorgt dort 1950 noch für ein absolutes Verkehrschaos.
Ende der 1980er ist eine Wiederbelebung der Wandmalerei in der Architektur zu beobachten. Nach dem Minimalismus in den 60er und 70er Jahren, in denen in erster Linie die Natürlichkeit der Baustoffe gefragt war und Beton, schmucklose Verputze und Stahl überwogen, erinnert man sich der Farbe. Eine neue Großzügigkeit in Stilistik und ein freier Umgang mit Sujets bestimmen nun die Außenfassaden und prägen das Stadtbild der Metropolen.
In den 1990er Jahren werden Graffiti zum Ausdruck eines neuen Lebensgefühls und die Sprühdose zum Symbol der Freiheit für eine ganze Sprayer- Kultur. Vor dem Gesetz wird das Sprühen strafrechtlich als Schmiererei angesehen und als Sachbeschädigung verfolgt, aber durch Künstler wie z. B. Keith Haring wird das „Schmuddelkind“ der Wandgestaltung hoffähig und später sogar in Museen ausgestellt.
Die Szene entwickelt sich rasant weiter und Anfang 2000 wird die Street-Art das neue „ Enfant terrible“ der Wandgestaltung im öffentlichen Raum. Auch hier folgen bald erste Ausstellungen in Galerien, und so wird auch dieses „Straßenkind“ der Kunst zur gefeierten Szene. Schabloniertechnik und Bildmotive von Banksy werden plötzlich zur Kunstware und hochpreisig gehandelt.
Seit 2010 haben sich neue Formen der Wandgestaltung etabliert. Dieses liegt an der Experimentierfreudigkeit einzelner Künstler und Gruppen von Fassadenmalern und Wandgestaltern, welche historisierende Maltechniken und klassische Bildmotiven mit Elementen der Malerei der Moderne kombinieren. Rein technisch erleichtert die Herstellung hochwertiger Künstler- und Acrylatfarben die perfekte Wandgestaltung für Innen- und Außenbereich.
In der klassischen Maltradition der Frescotechnik arbeiten ausschließlich die Kunstmaler im bayrischen Raum wie Garmisch oder im Ober-Unterammergau. Dort erhält man so die alte und schöne Tradition der Lüftelmalerei. Mit historischen Bildmotiven aus Folklore oder Religion werden dort immer noch klassisch Fassaden und Wände gestaltet.